Rotkäppchen & der Wolf

...je nachdem wer es wem erzählt...


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(Wie Ringelnatz es seinen Kindern erzählt)

Also Kinners, wenn ihr mal fünf Minuten lang das Maul halten könnt, dann will ich euch die Geschichte vom Rotkäppchen erzählen, wenn ich mir das noch zusammenreimen kann. Der alte Kapitän Muckelmann hat mir das vorerzählt, als ich noch so klein und so dumm war, wie ihr jetzt seid. Und Kapitän Muckelmann hat nie gelogen.

Also lissen tu mi. Da war mal ein kleines Mädchen. Das wurde Rotkäppchen angetitelt - genannt heisst das. Weil es Tag und Nacht eine rote Kappe auf dem Kopfe hatte. Das war ein schönes Mädchen, so rot wie Blut und so weiss wie Schnee und so schwarz wie Ebenholz. Mit Rotkappchen so grosse runde Augen und hinten so ganz dicke Beine und vorn - na, kurz eine verflucht schöne, wunderbare, saubere Dirn.

Und eines Tages schickte die Mutter sie durch den Wald zur Grossmutter; die war natürlich krank. Und die Mutter gab Rotkäppchen einen Korb mit drei Flaschen spanischem Wein und zwei Flaschen schottischem Whisky und einer Flasche Rostocker Korn und einer Flasche Schwedenpunsch und einer Buttel mit Köm und noch ein paar Flaschen Bier und Kuchen und solchem Kram mit, damit sich Grossmutter mal erst stärken sollte.

"Rotkäppchen", sagte die Mutter noch extra, "geh nicht vom Wege ab, denn im Walde gibt's wilde Wölfe!" (Das ganze muss sich bei Nikolajew oder sonstwo in Sibirien abgespielt haben.) Rotkäppchen versprach alles und ging los. Und im Walde begegnete ihr der Wolf. Der fragte: "Rotkäppchen, wo gehst du denn hin?" Und da erzählte sie ihm alles, was ihr schon wisst. Und er fragte: "Wo wohnt denn deine Grossmutter?"

Und sie sagte ihm das ganz genau: "Schwiegerstrasse dreizehn zur ebenen Erde."

Und da zeigte der Wolf dem Kinde saftige Himbeeren und Erdbeeren und lockte sie so vom Wege ab in den tiefen Wald.

Und während sie fleissig Beeren pflückte, lief der Wolf mit vollen Segeln nach der Schwiegerstrasse Nummero dreizehn und klopfte zur ebenen Erde bei der Grossmutter an die Tür.

Die Grossmutter war ein misstrauisches, altes Weib mit vielen Zahnlücken. Deshalb fragte sie barsch: "Wer klopft da an mein Häuschen?" Und da antwortete der Wolf draussen mit verstellter Stimme: "Ich bin es, Dornröschen!"

Und da rief die Alte: "Herein!" Und da fegte der Wolf ins Zimmer hinein. Und da zog sich die Alte ihre Nachtjacke an und setzte ihre Nachthaube auf und frass den Wolf mit Haut und Haar auf.

Unterdessen hatte sich Rotkäppchen im Walde verirrt. Und wie so pissdumme Mädel sind, fing sie an, laut zu heulen. Und das hörte der Jäger im tiefen Wald und eilte herbei. Na - und was geht uns das an, was die beiden dort im tiefen Walde mitnander vorgehabt haben, denn es war inzwischen ganz dunkel geworden, jedenfalls brachte er sie auf den richtigen Weg.

Also lief sie nun in die Schwiegerstrasse. Und da sah sie, dass ihre Grossmutter ganz dick aufgedunsen war.

Und Rotkäppchen fragte: "Grossmutter, warum hast du denn so grosse Augen?" Und die Grossmutter antwortete: "Damit ich dich besser sehen kann!"

Und da fragte Rotkäppchen weiter: "Grossmutter, warum hast du denn so grosse Ohren?"

Und die Grossmutter antwortete: "Damit ich dich besser hören kann!"

Und da fragte Rotkäppchen weiter: "Grossmutter, warum hast du denn so einen grossen Mund?"

Nun ist das ja auch nicht recht, wenn Kinder so was zu einer erwachsenen Grossmutter sagen.

Also da wurde die Alte fuchsteufelswild und brachte kein Wort mehr heraus, sondern frass das arme Rotkäppchen mit Haut und Haar auf. Und dann schnarchte sie wie ein Walfisch. Und draussen ging gerade der Jäger vorbei.

Und der wunderte sich, wieso ein Walfisch in die Schwiegerstrasse käme. Und da lud er seine Flinte und zog sein langes Messer aus der Scheide und trat, ohne anzuklopfen, in die Stube.

Und da sah' er zu seinem Schrecken statt einem Walfisch die aufgedunsene Grossmutter im Bett.

Und - diavolo caraitro ! - Da schlag einer lang an Deck hin ! - Es ist kaum zu glauben ! - Hat doch das alte gefrässige Weib auch noch den Jäger aufgefressen. -

Ja, da glotzt ihr Gören und sperrt das Maul auf, als käme da noch was. - Aber schert euch jetzt mal aus dem Wind, sonst mach ich euch Beine.

Mir ist schon sowieso die Kehle ganz trocken von den dummen Geschichten, die doch alle nur erlogen und erstunken sind.

Marsch fort! Lasst euren Vater jetzt eins trinken, ihr - überflüssige Fischbrut!


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(Wie der Sozialist es seinen Kindern erzählt)

Es gab vor einiger Zeit in Thüringen noch ein riesiges Waldstück, das noch nicht zu einem volkseigenen Erholungsgebiet für die werktätigen Massen umfunktioniert war. In diesem Waldstück lebte ein reaktionärer Wolf, den man nach der Kapitulation des faschistischen Hitler-Regimes nicht in eine staatliche Heilanstalt eingewiesen hatte.

An einem schönen Sommertag, man feierte gerade das 25-jährige Bestehen der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik, ging ein fortschrittliches Rotkäppchen ganz allein durch den Wald. Es trug ein blaues Hemdchen, ein gelbes Halstuch und ein rotes Käppchen auf ihrem Haar. Es wollte an diesem Festtag der linientreun Grossmutter dem Sozialismus zu Ehren russischen Wodka des sowjetischen Brudervolkes schenken.

Plötzlich begegnete ihm der böse faschistische Wolf. Er hatte eine rote Zunge, damit niemand etwas von seinen volksverhetzenden Absichten merkte. Rotkäppchen ahnte auch nichts Böses, weil sie meinte, einen ganz normalen proletarischen Hund vor sich zu haben.

"Es lebe Iljitsch", sagte der Wolf. "Wo gehst du denn hin?" "Ich gehe zu meiner Grossmutter in den Veteranenclub der Volkssolidarität", antwortete Rotkäppchen.

"Aha", sprach der Wolf, "dann bringe ihr doch zu Ehren unserer proletarischen Bewegung ein Blumensträusschen mit, das du im nahen von Jungpionieren angelegten Lenin-Park pflücken kannst."

Das tat Rotkäppchen dann auch. Der faschistoide Wolf jedoch eilte in den Veteranenclub, frass den bürgerlich-korrupten Portier, verschlang die sozialistische Grossmutter, schlüpfte in ihre Kleider, steckte sich die Aktivistennadel an und legte sich ins Bett.

Da kam auch schon das Rotkäppchen zur Tür herein und fragte: "Nun, liebe fortschrittliche Grossmutter, wie geht es dir?"

Der Wolf versuchte die volksnahe Stimme der Grossmutter nachzuahmen und antwortete: "Gut, mein liebes Kind."

Rotkäppchen fragte erstaunt: "Warum sprichst du heute so bürgerlich kapitalistisch zu mir?"

"Ach, die Rednerausbildung am Vormittag hat mich zu sehr beansprucht", antwortete der Wolf.

"Aber Grossmutter, was hast du für grosse Ohren?"

"Damit ich das Geflüstere der imperialistischen Volksfeinde besser hören kann."

"Was hast du denn für grosse Augen?"

"Damit ich die CIA-Schergen besser sehen kann."

"Was hast du denn für einen grossen Mund?"

"Du weisst doch, dass ich im ZK der Partei tätig bin!"

Und mit diesen Worten frass der Wolf das arme Rotkäppchen, legte sich wieder ins Bett, schlief in seiner verantwortungslosen Art sofort ein und schnarchte laut.

Da ging draussen eine Delegation der FDJ vorbei, ein munteres sozialistisches Lied auf den Lippen. Die FDJ-ler hörten das Schnarchen des Wolfes und dachten: "Wie kann eine volksdemokratische Grossmutter nur so imperialistisch-subversiv schnarchen?" Und als der Delegationssprecher nachsah, fand er den Wolf, liess eine Kalaschnikow holen und schoss ihn, obwohl er nicht in der Betriebskampfgruppe war, auf eigene Verantwortung tot.

Dann schlitzte er ihm den Bauch auf und fand Grossmutter und Rotkäppchen noch lebend. Um den bourgeois-dekadenten Portier kümmerte er sich nicht, der war ja auch schon fast verdaut.

War das eine Freude! Der Wolf wurde dem VEB Konservenkombinat zugewiesen und zu Fleisch im eigenen Saft verarbeitet. Der Delegationssprecher durfte an der Uniform den Orden "Held der sozialistischen Arbeit" tragen, Rotkäppchen kam auf die Einheitsliste der Nationalen Front und ist heute Kandidatin des ZK der SED, und die Grossmutter durfte in einem sozialistischen Freundschaftslager in der VR Kuba vier Wochen lang Feldarbeit für den sozialistischen Aufbau leisten.


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Rotkäppchen und der Wolf - Die Mathematiker- Version

Es war einmal ein Mädchen. Dem wurde eindeutig eine rote Kappe zugeordnet, wodurch es als Rotkäppchen definiert wurde.

"Kind", argumentierte die Mutter, "werde kreativ, finde auf dem durch die Menge aller Waldwege bestimmten planaren Graphen die kürzeste Verbindung zur Großmutter, analysiere aber nicht die Blumen am Wege, sondern durchlaufe Deinen Weg mit zeitlich streng monoton wachsender Bogenlänge!"

Rotkäppchen vereinigte einen konvexen Kuchen und eine nichtleere Flasche Wein zu einer endlichen Menge, hinterfragte noch mal den Weg kleinster Länge und begann mit dessen Durchlaufung in der vorgegebenen Richtung.

Im Walde schnitt ihr Weg den Weg eines Wolfes. Er diskutierte mit ihr über die Relevanz eines Blumenstraußes für die Großmutter und motivierte Sie, einen geordneten, höchstens abzählbaren Strauß in geeigneter Weise zu verknüpfen.

Inzwischen machte der Wolf die Großmutter zu einer Teilmenge von sich. Als Rotkäppchen sich dem Ort der Großmutter hinreichend genähert hatte, sagte sie: "Großmutter, warum hast Du so große Augen?"

"Damit ich Dich visuell besser erfassen kann."

"Großmutter, warum hast Du so große Ohren?"

"Damit die Wahrscheinlichkeit der akustischen Wahrnehmung größer 0,975 ist."

"Großmutter, warum hast Du so einen großen Mund?"

"Damit der Durchmesser meines geöffneten Mundes mindestens dem des größten Tellers entspricht."

Daraufhin macht sich der Wolf zur konvexen Hülle Rotkäppchens. Ein Jäger kam, sah eine leere Menge von Großmüttern im Hause und problematisierte die Frage, bis sie ihn transparent wurde, und er einen einfachen Lösungsalgorithmus fand. Er nahm sein Messer und machte aus dem Wolf eine Schnittmenge. Die im Innern des Wolfes integrierten Personen wurden schleunigst von ihm subtrahiert. Zum Wolf wurde eine Menge von Steinen großer Mächtigkeit addiert und seine Oberfläche wieder verschlossen. Er fiel in einen zylindrischen kartesischen Brunnen und mußte dort bleiben, bis seine Restmenge nur noch aus dem Nullelement bestand.


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Rotkäppchen und der Wolf - Informatiker- Version

Es war einmal ein kleines, süßes Mädchen, das immer ein Käppchen aus rotem Samt trug. Aufgrund dieses Attributes erhielt es ein Assign unter dem symbolischen Namen Rotkäppchen.

Eines Tages sprach die Mutter: „Rotkäppchen, die Gesundheit deiner Großmutter hat einen Interrupt bekommen. Wir müssen ein Pflegeprogramm entwickeln und zur Großmutter bringen, um das Problem zu lösen. Verirre Dich jedoch nicht im Wald der alten Sprachen, sondern gehe nur strukturierte Wege. Nutze dabei immer eine Hochsprache der vierten Generation, dann geht es der Großmutter schnell wieder gut. Und achte darauf, daß dein Pflegeprogramm transaktionsorientiert ist, damit es die Großmutter nicht noch mehr belastet."

Da der Weg zur Großmutter reentrant war, traf Rotkäppchen den Wolf. Er tat sehr benutzerfreundlich, hatte im Background jedoch schon einen Abbruch programmiert. Während Rotkäppchen einen GoTo ins Blumenfeld machte, ging der Wolf im Direktzugriff zur Großmutter und vereinnahmte sie unverzüglich durch einen Delete. Ohne zu zögern gab er sich den Anschein kompatibel zu sein, und nahm die logische Sicht der Großmutter an. Dann legte er sich in ihren Speicherplatz.

Kurz danach lokalisierte auch Rotkäppchen die Adresse der Großmutter und trat in den Speicherraum. Vor Installation des Pflegeprogrammes machte Rotkäppchen sicherheitshalber einen Verify und fragte: „Ei Großmutter, warum hast Du so große Augen?" - „Weil ich zufriedene Endbenutzer gesehen habe." - „Ei Großmutter, warum hast Du so große Ohren?" - „Damit ich die Wünsche der User besser verstehen kann." - „Ei, Großmutter, warum hast Du ein so entsetzlich großes Maul?" - „Damit ich dich besser canceln kann!" Sprach´s und nahm das arme Ding als Input. Nach einem Logoff begab sich der Wolf zur Ruhe, schlief ein und begann laut zu schnarchen.

Als der Jäger auf seinem Loop durch den Wald am Haus der Großmutter vorbeikam, sah er durch ein Window den Wolf im Bett liegen. „Finde ich dich hier, du alter Sünder", sprach er, „ich habe dich lange gesucht!" Als Kenner der Szene analysierte er sofort, daß nach den Regeln der Boolschen Algebra die Großmutter nur im Bauch des Wolfes sein konnte. Er nahm sein Messer, teilte den Bauch des Wolfes in mehrere Sektoren und machte, welche Freude, die Großmutter und Rotkäppchen wieder zu selbständigen Modulen. Als Input für den leeren Bauch des Wolfes nahmen sie viele Kilobyte Steine und beendeten die Operation mit einem Close. Als der Wolf erwachte, verursachte ihm sein dermaßen aufgeblähter Hauptspeicher solche Schmerzen, daß er an einer Storage Violation jämmerlich zugrunde ging.

Da waren alle vergnügt. Das Pflegeprogramm aktivierte die Großmutter. Rotkäppchen aber dachte: „Du willst dein Lebtag nie wieder einen GoTo machen, sondern nur noch strukturierte Wege gehen, wie dir es die Mutter geboten hat.


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Rotkäppchen und der Wolf... Chemiker- Version

Für das aus der Reaktion eines unbekannten Chemikers mit seinem weiblichen Reaktionspartner, der im folgenden kurz mit dem Trivialnamen Mutter bezeichnet wird, hervorgegangene Produkt hat sich in der internationalen Nomenklatur der Name Rotkäppchen allmächlich durchgesetzt, das das seinen Kopf bedeckende Kunstfasergewebe mit dem roten Phenazinfarbstoff Safranin gefärbt war.

Aus einer Veröffentlichung in Carnevalistica Chimica Acta 11,11 entnahm die Mutter, daß; der weibliche Reaktionspartner der Reaktion, bei der sie ihrerseits gebildet worden war - im folgenden mit Großmutter bezeichnet - einem Angriff von Stoffwechselprodukten von Bakterien ausgesetzt war. Die Großmutter reagierte exotherm, was an einer negativen Reaktionswärme zu erkennen war, die von ihrer Oberfläche an die sie umgebende Gasphase abgegeben wurde. Zur Erhöhung ihrer Aktivierungsenergie hatte sich die Großmutter auf einem sonst zu Reacrationszwecken des menschlichen Körpers dienenden Gestell ausgebreitet. Die Mutter entnahm ihrer Chemikaliensammlung einige Flaschen mit Reagenzien , die geeignet waren, die schädlichen bakteriellen Stoffwechselprodukte nebst ihren Präparatoren aus der Großmutterlauge auszufällen. Die Reagenzien verpackte sie bruchsicher in einem mit Holzwolle ausgekleidetem Traggestell und beauftragte Rotkäppchen, dieses zur Großmutter zu befördern, es ermahnend, nicht das durch silikatische Gesteinsstücke befestigte Wegesystem zu verlassen.

Durch Anthocyaninfarbstoffe enthaltende Blütenblätter ließ es sich doch in die Cellulose-Lignin-Chlorophylll-Vorräte links und rechts der Wege locken. Dort begegnete es einem entlaufenen Versuchstier des physiologisch-chemischen Institutes namens Wolf. Dieses prüfte eingehend die Reagenzien und erkundigte sich nach ihrem Verwendungszweck. Der Wolf, der nach einer Substanz suchte, um in seiner Verdauungsapparatur einen neün Ansatz fahren zu können, kam auf den Gedanken, dazu Großmutterfleisch als geeignetes Substrat zu verwenden. Er legte rasch den Weg zur Großmutter zurück. Da das Tier annahm, daß Großmutterfleisch leicht oxydierbar sei, legte es auf schnelles Arbeiten wert und verwendete nicht wie bei früheren Reaktionsansätzen die von ihm entwickelte Fleischzerkleinerungsapparatur, die nach ihrem Erfinder auch Fleischwolf genannt wird, sondern zwängte die Großmutter in einem Stück in seinen Weithalskolben. Da sich der angreifenden Säure jetzt nur eine geringe Oberfläche bot, war die Reaktionsgeschwindigkeit natürlich sehr niedrig, und der Wolf legte sich auf ein von vier Stativen gehaltenes Liegegestell. Um Wärmeverluste an die Umgebung zu vermeiden, isolierte er sich mit Kleidung und Federbett der Großmutter. Das Rotkäppchen, das bald eintraf, identifizierte den Wolf infolge zu oberflächlicher Analysemethoden als Großmutter. Es begann vorsichtig, den aliquoten Teil einer mitgeführten Reagenzlösung in den vermeintlichen Großmutterhals einzupipettieren. Der Wolf, der wegen der Reaktionshemmung in seinem Magen dringend einen Katalysator benötigte, glaubte diesen unter den Reagenzien zu erkennen und füllte sie alle in sich hinein, einschließlich Rotkäppchen und der ganzen Flasche Barbitursäurederivat, das der Großmutter eigentlich als Schlafmittel hätte dienen sollen. Zur Erklärung dieses experimentellen Fehlers sei bemerkt, daß er mit sauberem präparativen Arbeiten nicht vertraut war. Die danach zu erwartende Wirkung trat schnell ein. Der aufsichtsführende Chemiker, der vom Institut über das Entlaufen des Versuchstiers informiert worden war, fand den Wolf in diesem Zustand vor. Durch starkes Stoßen in der Bauchapparatur wurde er auf eine vorschriftswidrige Beschickung aufmerksam. Er öffnete die Apparatur und konnte Großmutter und Rotkäppchen ziemlich intakt entnehmen. Sie waren kaum angeätzt. Den Wolf, dessen Außenwände durch das starke Stoßen schon Sprünge aufwiesen, zertrümmerte er vollständig und warf ihn auf den Abfallplatz. Die beiden isolierten Substanzen wurden durch die plötzliche Lichteinstrahlung in einen angeregten Zustand versetzt. Die schüssige Energie wurde in Form von Translations-, Rotations- und Oszillationsbewegungen abgegeben. Der Vorfall wurde in einer Zuschrift an die Herausgeber von Grimms Annalen der Chemie veröffentlicht.


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Rotkäppchen und der Wolf... Version für Beamte

Im Kinderfall unserer Stadtgemeinde ist eine hierorts wohnhafte, noch unbeschulte Minderjährige aktenkundig, welche durch ihre unübliche Kopfbekleidung gewohnheitsrechtlich Rotkäppchen genannt zu werden pflegt.

Der Mutter besagter R. wurde seitens ihrer Mutter ein Schreiben zustellig gemacht, in welchem dieselbe Mitteilung ihrer Krankheit und Pflegebedürftigkeit machte und um Zustellung einer Sendung von Nahrungs- und Genußmitteln zu Genesungszwecken bat. Vor ihrer Inmarschsetzung wurde die R. seitens ihrer Mutter über das Verbot betreffs des Verlassens der Waldwege auf Kreisebene unterrichtet. Dieselbe machte sich jedoch infolge von gravierender Nichtbeachtung dieser Vorschrift straffällig und begegnete sodann beim zusätzlichen Übertreten des amtlichen Blumenpflückverbotes einem polizeilich nicht gemeldeten Wolfe ohne festen Wohnsitz. Dieser verlangte in gesetzwidriger Amtsanmaßung Einsicht in das zu Transportzwecken von Konsumgütern dienende Korbbehältnis, welches die R. mitführte, und traf in Tötungsabsicht die Feststellung, daß die R. zu ihrer verschwägerten und verwandten, im Baumbestand angemieteten Großmutter eilend war. Da seitens des Wolfes eine Knappheit an Nahrungsmitteln vorlag, faßte dieser den Entschluß, bei der Großmutter der R. unter Vorlage falscher Papiere vorstellig zu werden. Weil dieselbe wegen eines Augenleidens krankgeschrieben war, gelang dem in Fressvorbereitung befindlichen die diesfallsige Täuschungsabsicht zur Durchführung zu bringen, wobei es zu einem strafbaren Mundraub kam. Ferner täuschte das Tier bei der später eintreffenden R. seine Identität mit der Großmutter vor, stellte dieser nach und in der Folge durch Zweitverschlingung der R. seinen Tötungsvorsatz unter Beweis.

Der sich auf einem Dienstgang befindliche und für das örtliche Forstwesen zuständige Waldbeamte B. vernahm Schnarchgeräusche und stellte deren Urheberschaft seitens des Maules des polizeilich nicht gemeldeten Tieres fest. Er reichte bei seiner vorgesetzten Dienststelle ein Tötungsgesuch ein, das dortens zuschlägig beschieden und pro Schuß bezuschusst wurde. Nach Beschaffung einer Pulverschießvorrichtung zu Jagdzwecken gab er in wahrgenommener Einflußnahme auf das Raubwesen einen Schuß ab. Dieser wurde in Fortführung der Raubtiervernichtungskartei auf Kreisebene nach Empfangnahme des Geschosses ablebig. Die gespreizte Beinhaltung des Totgutes weckte in dem Schußgeber die Vermutung, daß der Leichnam Menschenmaterial beinhalte. Zwecks diesbezüglicher Feststellung öffnete er unter Zuhilfenahme eines Messers den Kadaver zur Totvermarktung und stieß hierbei auf die noch lebhafte R. nebst anliegender Großmutter. Durch die unverhoffte Wiedererlangung der Freiheit bemächtigte sich der beiden Personen ein gesteigertes, amtlich nicht zulässiges Lebensgefühl, dem sie durch groben Unfug, öffentlichen Ärgernis erregenden Lärm und Nichtbeachtung anderer Polizeiverordnungen Ausdruck verliehen, was ihre Haftpflichtigmachung zur Folge hatte.

Der Vorfall wurde von den kulturschaffenden Gebrüdern Grimm zu Protokoll genommen und starkbekinderten Familien in Märchenform zustellig gemacht. Wenn die Beteiligten nicht durch Hinscheid abgegangen und in Fortfall gekommen sind, sind dieselben derzeitig noch lebhaft und vernehmungsfähig.


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Rotkäppchen und der Wolf

Version für Computerfreaks

Es war einmal ein weiblicher Client mit dem Domainnamen Rotkaeppchen, welcher aufgrund der farblichen Kennzeichnung der zugehörigen Kopfbedeckung vergeben wurde.

Ein Anwender mit dem Login-Namen Mutter veranlasste die Versendung einiger Hardwarekomponenten an den User Grossmutter unter Zuhilfenahme von Rotkaeppchen. Da die Zieladresse bekannt war, stand einer Point-to-point Verbindung nichts mehr im Wege. Kuchen und Wein werden von Rotkaeppchen zu einem Datenpaket verarbeitet und ins Netzwerk mit Arbeitsgruppennamen Wald versendet.

Auf dem Weg zum richtigen Empfänger wurde jedoch der Datenfluß vom Hacker Wolf unterbrochen, indem er ins System von Rotkaeppchen eindringen konnte und die Datensicherheit gefährdete,weil er sich mit geeigneten Tools die notwendigen Informationen von Rotkaeppchen besorgen konnte. Da Rotkaeppchens Übertragungsrate geringer als die des Wolfes war und Rotkaeppchen auf Anwenderwunsch noch zwischenzeitlich digitale Grußkarten mit Motiven aus der Floristik erstellen mußte, konnte sich der Wolf bei der Großmutter einloggen.

Der Wolf downloadedte sich die komplette Datenmenge von Großmutter und mappte sich deren Identifizierungauf sein System.

Als Rotkaeppchen nun zum Handshake mit dem Wolf antrat, der virtuell die Großmutter vorspiegelte, kam es zu folgendem Online- Chat:

"Großmutter, warum hast du so große Webcams ?" "Damit die Auflösung bei der Bildwiedergabe auf meinem Host besser ist."

"Großmutter, warum hat deine Soundkarte ein Cinch- Mikrofoneingang anstatt der üblichen 3,5mm Klinkenbuchse ?" "Damit ich eingespeiste akustische Signale besser als WAV-Dateien abspeichern kann."

"Großmutter, warum hast du einen 5 1/4 Zoll großen Mund ?" "Damit ich die Datenträger schnellerin meinen Big- Tower bekomme..."

Und mit einer Übertragungsrate von mindestens 7 KB/s konnte er auch alle Daten von Rotkaeppchen in seinen Arbeitsspeicher laden.>Der Netzwerkadministrator, der diese unberechtigten Zugriffe bemerkte, trennte sodann den Wolf vom Netz und stellte per Streamer- Tape die Großmutter und Rotkaeppchen funktional wieder her. Dem Wolf hingegen sendete er tonnenweise Junk- Mails bis zum Overflow. Großmutter, Rotkaeppchen und der Admin feierten in der Pause ihren Erfolg vorm firmeneigenen Java- Automaten in der Kantine, während der Wolf seinen Rechner herunterfahren mußte...


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